Der zu Spitzenzeiten mit fast 32000 Besuchern pro Wochenende gesegnete Zion National Park kann ausschließlich mit öffentlichen Shuttlebussen besichtigt werden. Dies hatte zur Folge, dass sich eine Warteschlange an den Shuttlebussen mit einer geschätzten Wartezeit von über 60 Minuten vor uns befand. Kurzerhand entschieden wir uns das Shuttlesystem lieber früh am nächsten Tag zu nutzen und den Rest des Tages außerhalb zu verbringen. Nur einige Meilen entfernt erkundeten wir eine wunderschöne Geisterstadt. Grafton wurde 1859 von Mormonensiedlern gegründet, um in diesem Canyon Baumwolle anzubauen. Es zeigte sich jedoch schnell, dass die ganze Fläche zur Eigenversorgung benötigt wurde. Die harten Bedingungen, die Überschwemmungen aus dem Zion und die Auseinandersetzungen während des Krieges mit den Black Hawk Indianern beendeten schon 62 Jahre später die Geschichte Graftons. Heute steht noch die Schule und eine Hand voll Wohngebäude. Und das Beste: man kann in die Gebäude hineinkrabbeln 😉
Dank des frühen Vogels und meiner unglaublichen Fähigkeiten im „aktiven Anstellen“ konnten wir am nächsten Morgen nach nur wenigen Minuten einen Sitzplatz im Shuttlebus ergattern. Wir fuhren immer tiefer hinein in den Canyon, dessen Relief sich bis auf 1500 Meter vom Flussbett in den Himmel erhebt. Als Einstieg kombinierten wir zwei leichtere Wanderwege, welche einer Grotte änlichen Umgebung am Felsen glich. Mitten in einer Ausbuchtung des Canyons befanden sich mehrere malerische Teiche und hängende Gärten, durch die sich kleine Wasserfälle über die Klippen stürzten. Am Abend besuchten wir ein Ranger-Programm über den Kalifornischen Condor. Diese fühlen sich hier in den Höhen heimisch und durchkreuzen in 2700 Meter Höhe die Lüfte.
Ein Exkurs aus dem Leben auf dem Campingplatz:
Ein nationaler Feiertag bringt Licht und Schatten. Der Campingplatz war voll, richtig voll, ausgebucht. Aller zehn Meter ein glimmendes Lagerfeuer. Faszinierend ist, dass die Amerikaner auch alles auf den Tischen liegen lassen, also trieb der Wind im Laufe des Tages auch allerhand Plastiktüten, Papierblätter und sonstige aerodynamisch geeignete Materialien vor sich her. Andererseits bedeuten viele Besucher auch viele andere Kinder. So war für Levia, sei es am Fluss, am Pool oder zwischen den Zelten, immer ein Spielpartner zu finden. Demnach Zeit für uns 😉 zum Pläneschmieden für die kommenden Tage.
An diesem Tag versuchten wir uns an einem berühmten Wanderweg im Zion: Angels Landing. Eine Gruppe von Wanderern gaben 1916 dem Felsvorsprung diesen Namen, da ihn lediglich Engel besteigen könnten. Zehn Jahre später, versuchte man mittels Eisenstangen und Ketten einen Wanderweg zu ermöglichen. Bevor wir jedoch zu diesem Punkt gelangten kämpften wir uns durch enge Schluchten und steile Serpentinen 450 Meter in die Höhe. Dann begann der verrückte Wanderweg über den teilweise 40 Zentimeter breiten Felsgrad. Ja, die Amis haben einen an der Waffel… Nur eine schwere Eisenkette sichert vor einem Fall in die Tiefe. Laut Nationalparkservice ist man aufgrund mehrerer Zwischenfälle stets bemüht, diesen Weg noch sicherer zu gestalten. Nichtsdestotrotz bietet am Ende die zehn Meter breite Felsplatte auf Angels Landing einen wahnsinnigen Ausblick in den Canyon hinein.
Wie zu erwarten, schlief der eine Teil der Bande bereits im Shuttlebus ein und der Andere fiel tot ins Zelt.
Den Abschluss bildete einer der schönsten Slot-Canyons Nordamerikas. Mit Wanderstöcken und Wasserschuhen ausgerüstet – Walmart sei gedankt – bahnten wir unser Weg durch das knöchel- bis oberschenkeltiefe Wasser des Virgin Rivers. Leider ist der schönste Slotwanderweg durch die Narrows auch der meist Besuchteste. Wir blieben hartnäckig. Vorbei an ausrutschenden Touristen und wunderschönen Blicken gelangten wir in einen Abschnitt ohne andere Wanderer. Hier wurde die Schlucht sehr sehr eng und dunkel. Nach 3 Kilometern den Fluss hinauf kehrten wir um. Man könnte noch weitere zehn Kilometer dem Fluss folgen. Eine Idee für das nächste Mal 😉